Nürburgring-erfahrener „Rookie“ im KW Berg-Cup: Hans-Jürgen Wetter
BAD DRIBURG (rsh) Zuletzt hatte Hans-Jürgen Wetter aus Bad Driburg eine Pause vom Motorsport eingelegt. Nun, inzwischen im Rentenalter, hat ihn das Rennfieber wieder gepackt, und er macht 2023 einen neuen Anfang im KW Berg-Cup und in der deutschen Bergmeisterschaft. Dass er in seiner ersten KW-Berg-Cup-Saison als „Rookie“ gewertet wird, amüsiert ihn. Schließlich war er schon im Motorsport aktiv, als es den KW Berg-Cup noch gar nicht gab. Auch sein Mercedes 190 E begleitet ihn schon seit vielen Jahren.
Entdeckt hatte Wetters Talent seinerzeit ein staunender Freund, dessen eigene Leistung er gleich im ersten Slalom in dessen Auto in den Schatten stellte. Daraufhin warb er als junger Mann bei seinen Eltern um finanzielle Unterstützung, um seinen 34-PS-Käfer und sein Motorrad gegen einen Opel Kadett C einzutauschen. Kurz darauf staunten die Eltern: Der Opel Kadett hatte einen Überrollbügel bekommen; aus dem vermeintlich sichereren Straßengefährt war ein Rennwagen geworden, der dem Filius 1980/81 den Vizetitel in der deutschen Slalommeisterschaft einbrachte.
Nach dem Jurastudium zog es Wetter zu Daimler in Stuttgart. Doch in der Rechtsabteilung erfüllte sich seine Hoffnung, dort nah am Motorsport zu sein, nicht. So bewarb er sich bei einer Werksniederlassung in Bielefeld, wo seine Erfolge mit dem Opel Kadett die Befürchtung, er sei womöglich nur ein „trockener Jurist“, rasch zerstreuten. 1988 erwarb er den Mercedes 190 E, und 1989 gewann er damit die deutsche Vize-Bergmeisterschaft.
Einige Jahre später bauten seine Kollegen und er den Mercedes mit Werksunterstützung für das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring um. 1997 nahmen sie zum ersten Mal an dem legendären Event teil, am Steuer Hans-Jürgen Wetter, sein Kollege Ekkehard Sieg und der zweifache deutsche Rallyemeister Harald Demuth. Aber von den 24 Stunden verbrachten sie zwei mit der Fehlersuche in der Box, sodass sie zwar ins Ziel kamen, aber von einem Podestplatz weit entfernt waren.
Beim zweiten Versuch 1999 waren sie vorbereitet: In der Box wartete ein baugleiches Straßenauto auf seinen Notfalleinsatz als Ersatzteillager. Aber der Mercedes hielt – und Hans-Jürgen Wetter und seine Fahrerkollegen wurden Klassensieger sowie 36. im Gesamtklassement. „Vor 200 000 Zuschauern. Das hat schon was.“
Zu Oldtimer-Rennen kehrte er später wiederholt zum Nürburgring zurück. Mit dem Mercedes 280 E AMG, den er damals erworben hatte, gewann er 2016 und 2018 auch jeweils seine Klasse in der Gleichmäßigkeitswertung beim Int. Osnabrücker Bergrennen.
Dies waren jedoch nicht seine ersten Auftritte am Uphöfener Berg; mit dem Opel Kadett C hatte er hier bereits Anfang der 1980er Jahre einen Klassensieg geholt. Und 2023 schließt sich ein Kreis: Das Auto, mit dem Hans-Jürgen Wetter in diesem Jahr nach Osnabrück kommt, ist der Original-Mercedes 190 E 2.3-16V, den er im 24-Stunden-Rennen am Nürburgring fuhr.
Eigentlich sei das Fahrzeug zu schwer für den Berg, sagt Wetter. Aber die Performance-Faktor-Wertung, die seit diesem Jahr in der deutschen Bergmeisterschaft gilt, gleicht den Gewichtsnachteil gegenüber der Konkurrenz zumindest zum Teil aus. Ein Freund und Mercedes-Spezialist aus Höxter, der das Auto betreut, konnte das Gewicht zudem noch etwas reduzieren. „Ich selbst kann höchstens bei Kleinigkeiten eingreifen. Auf das Eingemachte bei einem solchen Rennauto bereitet einen das Jurastudium dann doch nicht vor.“ In Osnabrück hofft Wetter, in seiner Pf-Klasse unter die ersten 3 zu kommen.
Die deutsche Meisterschaft und der KW Berg-Cup führen ihn in diesem Jahr auch zu einigen neuen Rennstrecken. „St. Agatha in Österreich kenne ich noch gar nicht. Das möchte ich gerne mit einem Urlaub verbinden – im Wohnmobil und mit dem Rennauto im Anhänger.“ Sofern es seine Zeit erlaubt. Denn er ist noch gelegentlich berufstätig und spielt Tennis in einer Mannschaft. „Besser so, als wenn man als Rentner nichts mit sich anzufangen weiß.“
von Ruth Scheithauer
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