Bergrennen in Deutschland

„Lieber ein Reifenstapel mehr“: Fabian Koors, Osnabrücker Streckensicherungs-Chef

BORGLOH (rsh) „10:46 Uhr Posten 2 Nr. 18“, notierte Fabian Koors 2023 im ersten Trainingslauf auf seinem Tablet. Er ist Leiter der Streckensicherung (kurz „LS“ genannt) beim Int. Osnabrücker Bergrennen, und die Streckenposten hatten ihn per Funk herbeigerufen, nachdem der Italiener Federico Liber in seinem Wolf GB08 F Mistral mit der Reifenkette kollidiert war. Schnell stand fest: „Rollfähig.“ Nur 7 Minuten später war die Reifenkette gerichtet und die Strecke gereinigt, und das Training konnte weitergehen.

Koors ist dafür verantwortlich, dass die Strecke bis auf den letzten Reifenstapel so gesichert ist, wie es das Streckenprotokoll des Deutschen Motor Sport Bundes (DMSB) vorschreibt. Das nimmt er sehr ernst. „Lieber stelle ich noch einen Reifenstapel mehr auf.“

Der Streckenaufbau beginnt drei Wochen vor dem Rennen mit dem traditionellen „Reifenfahren“ und der Sicherung der Gefahrenpunkte – z.B. Bäume oder Gräben – durch Reifenketten. Koorsʼ Team verschraubt die Reifen vorschriftsgemäß zu Stapeln, verbindet diese zu Ketten und sichert sie teilweise zusätzlich mit einem Leitband, an dem ein Auto, das von der Strecke abkommt, entlanggleiten kann.

Koors kennt die neuralgischen Punkte. „Die Strecke ist ziemlich eng und hat schnelle Kurven. Hinter Posten 11 oben im Waldstück tun viele sich besonders schwer. Natürlich kommt es auch auf die Witterung an.“

Sein Team sorgt zudem für sichere Zuschauerwege und zieht Zäune, damit die Zuschauer genügend Abstand zur Strecke haben. „Wenn Zuschauer die vorgesehenen Bereiche verlassen, bringen sie sich selbst in Gefahr. Dann müssen wir das Rennen unterbrechen, und das ist ärgerlich für alle.“ Ein Eintrag, den er sich gern gespart hätte: „15:15 Uhr, Posten 3, Zuschauer hinter der Leitplanke.“

Die Sicherheitsvorschriften im Blick zu behalten und dabei Rennunterbrechungen und Verzögerungen zu minimieren erfordert Übersicht, organisatorische Fähigkeiten und gute Kommunikation. Koors ist dem Rennleiter Michael Schrey unterstellt. Mit ihm steht er in konstantem Funkkontakt, ebenso mit dem Medizinischen Einsatzleiter und der DMSB-Staffel.

Wenn auf der Strecke etwas passiert, ertönt die Hupe, die Streckenposten stoppen die nachfolgenden Fahrzeuge mit der roten Flagge, und Koors fährt sofort an den Ort des Geschehens, um sich ein Bild zu machen. „Bei Unfällen müssen wir schnell reagieren und entscheiden. Die Hauptsache ist zunächst, dass der Fahrer o.k. ist. Oft braucht es dann einen Abschleppwagen oder es müssen Ersatz-Reifenstapel aufgestellt werden.“ Bisweilen legt er selbst Hand mit an, schraubt z.B. ein Werbegatter wieder fest. „Ich habe immer einen Akkubohrer und sonstiges Material im Auto.“

Ab und zu geht auch bei ihm der Puls hoch: „Wenn man zu einer Unfallstelle kommt und da liegt ein offenes Formelfahrzeug auf dem Kopf, erschrickt man natürlich erst einmal.“

Zum Glück kann er sich auf sein Team verlassen. Am Rennwochenende sind allein an der Strecke 60 – 70 Personen im Einsatz, viele davon sind auch am Streckenauf- und -abbau beteiligt. Neben den MSC-Vereinsmitgliedern setzt Koors auf befreundete Motorsport-Ortsclubs und weitere Personen. „Einmal im Jahr veranstalten wir eine Helferparty, um uns bei allen zu bedanken. Die Geselligkeit gehört natürlich dazu.“

Interesse am Motorsport und an der Vereinsarbeit im Team hat Fabian Koors schon lange. Als Rallye-Kopilot macht er gerade eine Familienpause, aber im benachbarten MSC Osnabrücker-Land engagiert er sich weiterhin für den Kart-Sport. „Der Motorsport braucht dringend Nachwuchs.“

Seit etwa 15 Jahren ist Koors im MSC Osnabrück ehrenamtlich beim Bergrennen aktiv. 2018 legte er die Prüfung zum LS ab, 2019 firmierte er als stellvertretender LS unter seinem Vorgänger, und seit 2021 hat er selbst die Führungsrolle inne. In Schulungen hält er sich auf dem Laufenden, und jedes Jahr verwirklicht er neue Ideen, um die Sicherheit am Uphöfener Berg weiter zu verbessern und die Abläufe effizienter zu gestalten. „Zum Beispiel verteilt jetzt das DRK die Verpflegung für die Streckenposten während der Rückführung der Rennfahrzeuge. Das spart uns Zeit.“

Alljährlich im Januar beginnt er sein Team fürs Bergrennen zusammenzustellen und verschafft sich einen Überblick über die nötigen Arbeiten. „In diesem Jahr müssen wir alle Feuerlöscher überprüfen lassen. Was nicht mehr funktioniert, muss ersetzt werden.“

Bekommt er am Rennwochenende von der sportlichen Seite überhaupt etwas mit? „Von dort, wo ich stehe, sehe ich jeden Teilnehmer starten. Aber Zeit, das Rennen zu verfolgen, habe ich nicht. Ich bin froh, wenn jeder heil oben ankommt.“

Und erst recht, wenn auch der letzte Lauf am Sonntag ohne größere Zwischenfälle über die Bühne gegangen ist. Dann atmet er erleichtert durch, bevor er mit seinem Team in rund zweiwöchiger Arbeit den Veranstaltungsort zurückbaut und die ländliche Idylle im Osnabrücker Land wiederherstellt. Bis zum Reifenfahren im nächsten Jahr.

von Ruth Scheithauer