Bergrennen in Deutschland

Abschluss in Kroatien - Merli, Meisel und die Deutschen feiern

SKRADIN (pwy) Fast hatte man das Gefühl, sich bei einem Lauf zur Deutschen Bergmeisterschaft zu befinden. Aber nein, es war einfach so, dass beim 5. Bongo Hillclimb Monsters Skradin in Kroatien die deutschsprachige Fraktion aus Deutschland, der Schweiz und Österreich den Ton angab. Dabei war mit Robin Faustini der Sieger von 2023 und Zweite von 2024 nicht am Start, weil der Schweizer Bergmeister wegen eines akuten Rückenleidens, das einen medizinischen Eingriff erfordert, kurzfristig absagen musste. So war Europameister Christian Merli im Nova Proto mit Mader-Cosworth-V8-Motor unerwartet der alleinige Favorit auf den Tagessieg.

Merli benötigte Faustinis Druck nicht, um sein grosses Können zu beweisen. Nach zwei Laufzeiten knapp über dem bestehenden Rekord von Simone Faggioli aus dem Jahr 2020 (1:22,257) verbeserte er diesen im dritten Durchgang auf 1:21,405, was ihm 1000 Euro Extraprämie einbrachte. «Ich habe dieses Rennen wie schon jenes vor einer Woche in Dubrovnik (wo er ausser Konkurrenz fuhr, Anm.) dazu verwendet, verschiedene Dinge am Auto im Hinblick auf 2026 auszuprobieren. Und dabei habe ich zum Schluss noch diese eine Sekunde für den neuen Rekord gefunden», erklärte der Südtiroler lachend.

STARKE DEUTSCHE BEI DEN RENNSPORTWAGEN

Die weiteren zwei Plätze auf dem Gesamtpodium machten die Deutschen unter sich aus. Am Steuer des Osella PA30 zeigte Benjamin Noll eine beeindruckend reife Leistung, indem er in den ersten beiden Rennläufen die zweitbeste Zeit fuhr und damit seinem erfahreneren Papa Alexander Hin im Osella FA30 von Merli in der Addition der zwei besten von drei Laufzeiten um fast eine Sekunde das Nachsehen gab. So stellten sich der Vater und der zum ersten Mal schnellere Sohn neben Merli aufs Podium.

Um mehr als vier Sekunden zurück belegte der Luxemburger Tommy Rollinger in seinem Osella FA30 zum wiederholten Mal bei einem internationalen Bergrennen den vierten Gesamtrang. Danach folgten mit Michael Bodenmüller im Norma-Honda und Georg Lang im PRC-Weissdorn-Turbo die nächsten beiden Deutschen als schnellste Zweiliterpiloten. Trotz Schaltproblemen fuhr der immer wieder beeindruckende Bodenmüller dreimal die beste Zweiliterzeit. Als Gesamtachter machte Bastian Voss im Tatuus-Honda Master das deutsche Podium in der mit 13 Wagen besetzten Klasse komplett. Als Vierter war Andi Stollnberger im ebenfalls beherzt bewegten Dallara F302 der schnellste Vertreter aus Österreich. Nach über vier Jahren Rennpause hat er nichts an Mumm und Speed verloren, wie er schon beim Comeback in St. Agatha bewies. Der Tscheche David Dědek (Norma-Honda) hatte als Europameister in dieser Gruppe als Fünfter keinen Stich gegen dieses deutschsprachige Quartett.

VERBLÜFFENDER RETO MEISEL

Seine Klasse bewies dafür Reto Meisel, der Vize-Europameister aus der Gruppe 1 der Tourenwagen. Mit dem in der Gruppe 5 der leistungsstarken Spezialproduktionswagen ohne 4WD eingeteilten Mercedes SLK340 Judd liess der Schweizer sämtliche Turbo-Allrad-Monster mit bis zu 1000 PS und mehr aus der Gruppe 3 hinter sich. Gewurmt hat ihn einzig, dass er den von Karl Schagerl im Mai-Rennen in Skradin aufgestellten Kategorienrekord und damit 1000 Euro Prämie um nur 13 Hundertstel verpasste, dies mit gebrauchten Reifen von Les Rangiers.

Im Training war Vorjahressieger Michal Ratajczyk im Mitsubsihi der Schnellste gewesen, im ersten und zweiten Rennlauf erlitt der Pole jedoch einen Schaden an der Kraftübertragung seines potenten Evo X und fiel so aus der Entscheidung. Für 2026 plant er die Rückkehr mit einem neuen Mitsubishi-Monster mit aerodynamischem Feinschliff.

Durch Ratajczyks Probleme rückte der erstaunliche Bulgare Vasko Vajarov im Opel Astra mit Turbomotor auf VW-Basis unter der Haube auf den zweiten Rang in der Kategorie 1 und den ersten Platz in der Klasse der Allrad-Turbomonster vor. Der Pole Robert Sługocki in einem Evo X und der Kroate Domagoj Perekovic (Evo IX) belegten die nächsten Ränge. In der von Meisel gewonnenen Gruppe 5 kamen zwei Lamborghinis auf die Ränge 2 und 3, gefolgt von dem unter der Bewerbung der Schweizer Ecurie des Ordons fahrenden Belgiers Stéphane Emond im Audi R8 GT3. Mit seinem schwergewichtigen BMW M3 GT3 hatte «Speedmaster» in dieser Gruppe auch gegen die schnellsten TCR-Autos von Europameister Matija Jurišić (Peugeot) und dem Österreicher Michael Auer (Hyundai) keine Chance, genoss die Atmosphäre in Kroatien aber dennoch.

ERSATZ FÜR DAS FIA HILLCLIMB MASTERS

Einen österreichischen Sieg gab es in der Gruppe 4 der kleineren Renntourenwagen. Tobias Santer war hier im Minichberger-Golf 16V quasi eine Klasse für sich und dabei sogar noch um knapp eine Sekunde schneller als der EM-Dritte Marek Rybníček Marek aus Tschechien im Skoda Fabia R5, mit dem er die Gruppe 2 der leistungsschwächeren Allradler gewann. Spannend machte es in Santers Gruppe der Schweizer Fabien Houlmann. Im ersten Lauf drehte sich der joviale Jurassier mit seinem Peugeot 205 vor den Augen seiner Frau, zum Glück jedoch ohne Folgen. Danach fuhr er jeweils die zweitbesten Zeiten und liess sich als Zweiter auf dem Podium feiern. Eine Horde von lautstarken Honda Civic von Osteuropäern liess Houlmann damit hinter sich.

Laut dem Wunsch der kroatischen Organisatoren soll das Bongo Hillclimb Monsters weiter wachsen und künftig den Stellenwert eines FIA Hillclimb Masters einnehmen, das es letztmals 2021 gab. Es wäre zu wünschen, denn schöner kann ein internationaler Saisonschluss im Bergrennsport nicht sein.

von Peter Wyss