Er sucht den Augenkontakt: „SpoKo“ Hubert Wenger
OSNABRÜCK (rsh) „Das Reglement ist immer so gut, wie man es anwendet“, sagt der Schweizer Hubert Wenger. Er ist seit 2022 Vorsitzender der Sportkommissare beim Int. Osnabrücker Bergrennen, und gemeinsam mit den beiden anderen Sportkommissaren – 2024 waren dies erneut Marc Joseph (LUX) und Torsten Stockmann (DEU) – ist er dafür verantwortlich, dass das sportliche Reglement der beteiligten Verbände eingehalten wird.
Die drei fahren z.B. vorher die Strecke ab, um sich zu vergewissern, dass genügend Streckenposten vor Ort sind. Sie schreiten ein, wenn ein Fahrzeug bei der technischen Abnahme aufgefallen ist oder wenn ein Fahrer Verhaltensregeln missachtet.
Hubert Wenger baut dabei auf seine Erfahrung. „Wenn jemandem ausnahmsweise ein Missgeschick passiert, hat man auch mal Verständnis. Aber manchmal muss man konsequent sein. Woanders hat einmal ein Fahrer, dem der Führerschein entzogen worden war, dreist ein Duplikat vorgelegt. Hätten wir ihn zum Rennen zugelassen und es wäre ein schlimmer Unfall passiert, wäre das auf den Rennleiter und die Sportkommissare zurückgefallen.“
Er setzt auf einen guten Kontakt zu den Fahrerverbindungsleuten, den Ansprechpartnern im Fahrerlager. „Sie können oft informell auf einen Fahrer einwirken, und dann müssen wir als Sportkommissare erst gar keine offizielle Strafe verhängen.“
Ohnehin ist Hubert Wenger der Augenkontakt in der Zusammenarbeit wichtig. Das gefällt ihm an Osnabrück: „Hier ist Ruhe drin. Es gibt ein stabiles Team, das vernünftig miteinander kommuniziert. Alles ist im Vorfeld so gut organisiert, dass jeder sich auf seine Aufgaben konzentrieren kann.“
Kernstück der Arbeit der Sportkommissare am Rennwochenende sind die festen Sitzungen. Die vorbereitende Sicherheitssitzung am Freitag befasst sich speziell mit dem Streckensicherungsplan. Bei der ersten offiziellen „SpoKo-Sitzung“, wie sie im Jargon heißt, tauschen Rennleiter Michael Schrey, Rennsekretär Michael Lippke und die übrigen Offiziellen aktuelle Informationen aus, etwa über die erwarteten Teilnehmerzahlen. In zwei weiteren Sitzungen wird jeweils über den Verlauf der Veranstaltung berichtet und z.B. in Zweifelsfällen entschieden, ob Teilnehmer zu den Trainings- bzw. Rennläufen zugelassen werden.
In den Sitzungen wird in der Regel Deutsch gesprochen; nur für internationale Offizielle wie den Beobachter vom internationalen Automobilverband FIA wird ins Englische oder Französische gedolmetscht. Das Protokoll wird auf Deutsch und Englisch geführt. Hubert Wenger bewegt sich in all den Sprachen souverän; im Fahrerlager plaudert er auch noch auf Italienisch.
Bei der letzten Sitzung am Sonntagabend werden die Ergebnislisten kontrolliert und verabschiedet, und die Veranstaltung wird offiziell geschlossen. „Es sei denn, ein Teilnehmer hat Protest eingelegt“, erklärt Hubert Wenger. Vermutet ein Fahrer z.B., dass das Fahrzeug eines Konkurrenten nicht dem Reglement entspricht, kann er gegen Hinterlegung einer Protestkaution die Sportkommissare um Prüfung ersuchen. Das kann so weit gehen, dass das betreffende Fahrzeug demontiert und vermessen werden muss, bis entschieden werden kann, ob der Protest berechtigt ist. „Bei Protesten gibt es schon einmal längere Sitzungen“, sagt Hubert Wenger, „oder auch dann, wenn ein schwererer Unfall passiert ist. Das hofft man natürlich nicht.“
Er kennt den Sport auch aus der Teilnehmer- und der Veranstalterperspektive. Mit knapp 19 Jahren fuhr er im Opel Kadett 1100 Rallye – finanziert von seinem Vater – sein erstes Automobilrennen. Es folgte u.a. ein 3-Stunden-Rennen auf dem Hockenheimring mit seinem Lehrmeister während der Ausbildung zum Kaufmännischen Angestellten in einem Automobilhaus. Nach einer Familienpause stieg er Mitte der 1980er Jahre mit einem Renault 5 GTE Cup wieder ein und gründete in der Schweiz eine eigene Serie und einen Club. „Der Club besteht heute noch. Darauf bin ich ein bisschen stolz.“
Während er beruflich mittlerweile für namhafte Marken wie BMW, Chrysler Jeep, Chevrolet oder Cadillac unterwegs war, folgten im Motorsport Stationen als Präsident eines großen Schweizer Rennsportclubs oder als Organisationsleiter des Meisterschaftsrennens Oberhallau. „So bin ich in die nationale Sportkommission der Schweiz gekommen. Seit 1995 bin ich Sportkommissar mit internationaler Lizenz.“
Neben seinen Einsätzen bei Berg-, Slalom- und Kartrennen ist er in der Ausbildung von Rennleitern und Sportkommissaren engagiert. „An Nachwuchs fehlt es überall, ob bei Streckenposten oder in den Organisationsteams. Wir wollen allen, die in Bergrennen involviert sind, Gelegenheit geben, ihr Wissen zu erweitern. Und wir sollten die jungen Leute schon früh z.B. als stellvertretende Rennleiter hinzunehmen, damit sie in die Rolle hineinwachsen können. Denn das ist eine große Verantwortung.“
Seine eigene Verantwortung als Sportkommissar trägt Hubert Wenger immer wieder gerne, und das Team vom Uphöfener Berg freut sich, wenn er auch beim Osnabrücker Bergrennen 2025 wieder dabei ist.
Text: Ruth Scheithauer
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