Bergrennen in Deutschland

Großes Bergrennfinale in Kroatien

SKRADIN (pwy) Es ist das letzte große internationale Bergrennen in dieser Saison in Europa – und nicht nur wegen des späten Datums ein spezielles obendrein. Istvan «Bongo» Kavecs war ein in Kroatien sehr beliebter und erfolgreicher Bergrennfahrer aus Ungarn, der 2020 einer schweren Krankheit erlag. Ihm zu Ehren wird seit 2021 jeweils im Oktober das Bongo HillClimb Monsters im kroatischen Skradin ausgetragen. Die Autos werden nicht nach Hubraum, sondern ihrer Motorleistung und Kraftübertragung entsprechend in sieben Gruppen eingeteilt. Der Start erfolgt ein paar hundert Meter vom Ausgang des idyllischen Hafenstädtchens entfernt auf der Brücke über den Fluss Krka. Danach führt die Strecke zuerst recht flach am Ufer der Flussmündung entlang; das Ziel nach 3250 Metern erreichen die schnellsten Fahrer mit über 220 km/h.

Obwohl es zu keiner Meisterschaft mehr zählt, weist das 5. Bongo HillClimb Monsters 2025 eine Beteiligung auf EM-Niveau auf. So gibt sich der nun sechsfache Europameister Christian Merli nach seiner Abwesenheit im Vorjahr wieder die Ehre, ebenso Alexander Hin im Osella FA30 von Merli, Hins Sohn Benjamin Noll im Osella PA30 und der Luxemburger Tommy Rollinger in seinem FA30.

ROBIN FAUSTINI PLANT EM-PROJEKT

Größter Favorit neben Merli ist Robin Faustini, der als einziger aus der Gruppe 7 der PS-starken Rennsportwagen über Turbopower verfügt. Der zweifache Schweizer Bergmeister startet hier wegen der einmaligen Atmosphäre zum Saisonende besonders gerne und gewann letztmals 2023 (noch im Osella FA30) vor dem damals mit dem kleineren Osella-Turbo angetretenen Merli. Nun nimmt Faustini wohl letztmals mit dem Nova Proto NP01 EMAP Turbo teil, mit dem er in der Schweiz 16 Tagessiege in Folge erzielte. Das Meisterauto steht schon seit Wochen zum Verkauf. Das letzte Hemd wird er daher nicht riskieren, aber auch nichts unversucht lassen, um auch dieses Rennen zu gewinnen.

«Ich möchte mit einem guten Auftritt nochmals beste Werbung für das Auto machen», erklärt Faustini. Es gäbe zwar Interessenten aus Frankreich und Italien, aber noch keinen fixen Käufer. Wenn der Verkauf klappt, wird das Projekt Europameisterschaft in Angriff genommen. «Dies ist mein Fernziel, und es wäre schön, wenn wir schon 2026 damit beginnen könnten», blickt Faustini voraus. Dass er es mit den besten EM-Piloten aufnehmen kann, steht außer Zweifel. Außer die eigenen oder wenigen noch von anderen gehaltenen Streckenrekorden zu unterbieten, gibt es in der Schweiz für ihn eh nichts mehr zu gewinnen oder zu beweisen.

VIELE DEUTSCHSPRACHIGE AM START

Mit dem schnellen Ehepaar Sigrid und Christian Ferstl, Tanja Floss, Alexander Frank und und Andy Stollnberger aus Osterreich sowie Michael Bodenmüller, dem Vater/Sohn-Duo Andreas und Benjamin Voss und Georg Lang stehen nicht weniger als neun weitere deutschsprachige Rennsportwagen in der Gruppe 6 auf der Startliste. EM-Gruppensieger David Dedek aus Tschechien, Bodenmüller und Lang sind hier wohl die Favoriten. Mit der EM-erfahrenen Tschechin Tereza Macova werden es gleich drei Fahrerinnen miteinander auf.

Unter den Tourenwagenpiloten stechen vier Namen hervor. Reto Meisel, Vize-Europameister in der Topgruppe 1, startet mit seinem Mercedes SLK340 erstmals in Skradin und ist damit in der Klasse 5 (PS-Starke ohne 4WD) eingeteilt. Die Meute der Allrad-Turbo-Monster aus der Klasse 3 mit bis zu 1000 PS und mehr führt der im Vorjahr siegreiche Pole Michal Ratajczyk an, auch dessen Landsmann Robert Slugocki sowie der kroatische Meister Domagoj Perekovic und der Bulgare Vojarov auf einem Opel Astra haben reelle Chancen aufs Podium.

War Robin Faustini jahrelang der einzige Startende aus der Schweiz, sind es nun mit Meisel sowie «Speedmaster» auf dem bulligen BMW M3 GT3 (Klasse 5) und Fabien Houlmann im Peugeot 205 (Klasse 2) sogar gleich deren vier, die mit den vielen Polen die weitesten Anwege haben. Insgesamt sind 85 Konkurrenten aus 14 Nationen plus sieben schnelle Vorausfahrer eingeschrieben, die je nach Zeitplan zwei oder drei Rennläufe austragen können.

von Peter Wyss