Bergrennen in Deutschland

Interview: Michael Schrey - Engagiert am Steuer und als Rennleiter

Herr Schrey, Sie sind der Rennleiter des Osnabrücker Bergrennens. Aber jetzt sind Sie gerade aus Zandvoort zurückgekommen.
Ja, ich war im Porsche Sixt Carrera Cup Deutschland am Start, im Team Bonk Motorsport zusammen mit dem jungen Osnabrücker Theo Oeverhaus. Nach einem durchwachsenen Saisonstart haben wir in Zandvoort einen 2. und einen 1. Platz geholt und wollen jetzt in der ProAm-Wertung weiter angreifen. Als Nächstes geht es zum Norisring, dem „Monaco der DTM“ mitten in Nürnberg. Danach kommt der Red Bull Ring in Österreich, landschaftlich wunderschön gelegen, aber auch fahrerisch attraktiv, und anschließend der Sachsenring, mit seinem Auf und Ab fast wie eine kleine Nordschleife. Alle drei Strecken liegen mir, und ich freue mich riesig darauf.

Wie ist es für Sie, im Porsche Sixt Carrera Cup Deutschland zu fahren?
Die Lernkurve war recht steil. Der Porsche 911 GT3 Cup hat ein anderes Konzept als mein bisheriger BMW M4 GT4 und fährt sich ganz anders. Er hat keinerlei Assistenzsysteme, es kommt also allein auf die Füße und aufs Popometer an, wie man so schön sagt. Für mich war das eine große Umstellung. Das Vertrauen in das Auto und die Intuition am Steuer muss man sich zuerst erarbeiten, und jedes Zögern im Rennen kostet Zeit.
Spannend ist auch, dass meine Konkurrenten viel jünger sind und trotzdem schon viel Erfahrung haben. Es ist eine ganz neue Generation, die jetzt die Benchmarks setzt. Diese jungen Fahrer sind extrem ambitioniert und kämpfen auf der Strecke mit harten Bandagen. Man muss sich durchsetzen, aber auch mit Köpfchen fahren, um sich keinen Ausfall zu leisten. Das Niveau ist höher als in vielen anderen deutschen Rennserien.

Es heißt, dies sei Ihre letzte Saison als aktiver Rennfahrer?
Ich werde das Autofahren sicher nie ganz lassen, dafür mache ich es einfach zu gerne. Aber ich fahre jetzt seit über zehn Jahren auf hohem, wettbewerbsintensivem Niveau, und damit wird nach dieser Saison vorerst Schluss sein.
Irgendwann muss man sich überlegen, ob man sich dem Druck, immer performen zu müssen, weiterhin aussetzen will. Ich bin sehr zufrieden damit, wie meine aktive Karriere verlaufen ist. Ich habe vieles gewonnen, was ich gewinnen wollte, und zum Glück sind mir schwere Unfälle erspart geblieben. Mit der Zeit werden andere Dinge wichtiger, seien es die Familie, das Ehrenamt oder andere Hobbys. Vielleicht werde ich später einmal Funktionär an der Rundstrecke. Meine Erfahrung als aktiver Rennfahrer wäre mir da sicher nützlich, und ich würde auch gern etwas zurückgeben. Und ich werde bestimmt gelegentlich zum Spaß noch Rennen fahren, wie in diesem Jahr das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring im Juni.

Im Februar wurden Sie außerdem zum 1. Vorsitzenden des MSC Osnabrück gewählt.
Der bisherige Vorsitzende Gerd Bücker hat das Amt abgegeben; er behält aber noch die Verantwortung für das Motorrad-Trial am Piesberg. Ich selbst bin als langjähriger Sportleiter natürlich mit dem Verein vertraut, und ich fühle mich sehr geehrt, Gerds Nachfolge anzutreten.
Wenn ich im nächsten Jahr nicht mehr regelmäßig auf den Rennstrecken unterwegs sein muss, kann ich mich endlich verstärkt auf den Club konzentrieren. Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, dass wir neben den traditionellen Veranstaltungen wie dem Bergrennen und dem Trial wieder Vereinsmeisterschaften organisieren. In der Kommunikation nach innen und außen können wir noch stärker werden, um die Freude und den Gemeinschaftssinn, die mit dem Motorsport im Ehrenamt verbunden sind, noch besser zu vermitteln. Das dürfte uns auch bei der Nachwuchsarbeit helfen. Auf jeden Fall möchte ich den Club nicht nur verwalten, sondern gestalten. Nicht zuletzt dank Gerd Bückers Einsatz und Engagement in all den Jahren ist der MSC ein toller Club mit einem guten, durchmischten Vereinsleben, der noch viel Potenzial hat.

Das Bergrennen umfasst in diesem Jahr erstmals einen Lauf zur FIA Berg-Europameisterschaft.
Das ist das höchste Prädikat im Bergrennsport, und da versuchen wir in der Vorbereitung noch einmal eine Schippe draufzulegen. Der Ablauf am Rennwochenende selbst wird für mich als Rennleiter gar nicht viel anders aussehen als sonst. Wir rechnen natürlich mit zusätzlichen Top-Fahrern z.B. aus Spanien oder Osteuropa, die zum ersten Mal bei uns fahren. Vor allem aber hat dieses Prädikat eine große Strahlkraft nach außen. Es bringt uns noch mehr Aufmerksamkeit von Seiten der Verbände, potenzieller Partner und der motorsportinteressierten Öffentlichkeit.
Für uns ist das auch der Lohn für die Arbeit, die wir als MSC Osnabrück mit vielen Helferinnen und Helfern in all den Jahren zuvor auf uns genommen haben. Wir haben oft mehr gemacht, als wir eigentlich mussten. Das zahlt sich jetzt aus. Und als Club dürften wir damit auch für die Zukunft des Bergrennens gut aufgestellt sein.