Jérôme Nicolet „Das Performance-Faktor-System überzeugt mich voll und ganz!“
FRIBOUG (rsh) Kaum eine Motorsportdisziplin bietet eine solche Vielfalt an Fahrzeugen wie das Bergrennen. Damit sich diese verschiedenen Fahrzeuge fair miteinander messen können, werden sie in Gruppen und Klassen eingeteilt.
Hierfür hat die FIA, der internationale Motorsportverband, für die Kategorie 1 (Tourenwagen) den so genannten Performance-Faktor (Pf) eingeführt. Der Pf fasst die technischen Parameter eines Fahrzeugs in einem einzigen Leistungswert zusammen und ist inzwischen in vielen internationalen und nationalen Meisterschaften, auch in der Deutschen Bergmeisterschaft, für die Gruppeneinteilung maßgeblich. Das erleichtert den internationalen Vergleich und die Einstufung der Fahrzeuge bei der Teilnahme an Rennen im Ausland. (Im KW Berg-Cup gelten für die Jahreswertung vorerst weiter die bisherigen Hubraumklassen, beim Rennen starten die Teilnehmer aber nach Pf-Gruppen.)
Um den Pf ihres Fahrzeugs zu berechnen, tragen die Fahrer ihre Fahrzeugdaten online in ein einfach zu bedienendes, öffentlich zugängliches Tool auf performancefactor.fia.com ein. Die Plattform ist in acht Sprachen verfügbar. Rund 50 einzelne Daten für jedes Fahrzeug werden abgefragt, unterteilt in fünf Bereiche: Renngewicht, Motor, Antriebsstrang, Aerodynamik und Chassis. Aus den eingegebenen Daten (z.B. Gewicht, Hubraum, Anzahl Ventile, Raddurchmesser, Spurweite, Flügelhöhe) errechnet das Onlinetool den Performance-Faktor des betreffenden Fahrzeugs.
Anhand dieses Werts werden die Fahrzeuge in fünf Gruppen unterteilt:
Gruppe 1: Pf 15 – 39
Gruppe 2: Pf 40 – 79
Gruppe 3: Pf 80 – 119
Gruppe 4: Pf 120 – 159
Gruppe 5: Pf >159
Die leistungsstärksten Fahrzeuge haben den niedrigsten Pf, fahren also in der Gruppe 1. Je nach Anzahl Fahrzeuge sind die Gruppen jeweils noch in Klassen unterteilt. Am Rennwochenende prüfen die technischen Kommissare bei der Abnahme, ob die Fahrzeuge richtig eingestuft sind.
Jérôme Nicolet, Bauingenieur aus Fribourg/Schweiz, fährt mit seinem Peugeot 308 Racing Cup in der Pf-Gruppe 4. Er wollte sich einen Eindruck verschaffen, ob zwischen dem Pf und der gefahrenen Zeit tatsächlich ein Zusammenhang erkennbar ist – ob also der Performance-Faktor wirklich dafür geeignet ist, die Fahrzeuge miteinander vergleichbar zu machen. Ohne einen Anspruch auf wissenschaftliche Genauigkeit zu erheben, hat er nach dem Bergrennen in Eschdorf/Luxemburg im Mai probehalber den Performance-Faktor und die gefahrene Zeit jedes einzelnen Fahrers in einer Grafik abgetragen. Jeder blaue Punkt in der Grafik steht für die Zeit (in Sekunden) und den Pf eines Fahrers. Die rote Linie verdeutlicht den statistischen Trend, der sich daraus ergibt. Danach bestätigt sich: Je niedriger der Pf, desto schneller die Zeit.
Die wenigen Ausschläge nach oben erklärt Jérôme Nicolet sich damit, dass ein besonders guter Fahrer vermutlich auch aus einem weniger guten Auto entscheidende Zehntelsekunden zusätzlich herausholen kann. Auch seine eigene Zeit kann er so besser einordnen: „Für meinen Pf-Wert von 121 würde der Trend eine Zeit von etwa 1’06 erwarten lassen. Tatsächlich bin ich 1’04 gefahren, und somit bin ich mit meiner Leistung sehr zufrieden.“
Er zieht für sich ein deutliches Fazit: „Trotz der Vielfalt der Autos, die aus verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichen Reglements an den Start gehen, überzeugt mich das Pf-System voll und ganz!“
Die FIA will den Performance-Faktor künftig auch auf die Kategorie 2, die Rennsportfahrzeuge, ausweiten. Zum Testen kann die Online-Plattform performancefactor.fia.com auch für diese Kategorie bereits genutzt werden.
Grafik: Jérôme Nicolet
Text: Ruth Scheithauer
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