Bergrennen in Deutschland

Resümee Wolsfeld - Pat macht alle anderen platt

WOLSFELD (jcb) Die 61. Auflage des „Großen Preises der Südeifel“, wie das über sechs Jahrzehnte alte Traditionsrennen auch genannt wird, war an den Pfingst-Feiertagen für alle Beteiligten wieder ein echter, wenn auch beiderseits mit viel Aufwand und Einsatz verbundener Hochgenuss. Am Ende hatte nach drei Wertungsläufen am Montag auf der 1,64 Kilometer langen Strecke ausgangs Wolsfeld hinauf in den Ortsteil Wolsfelderberg Vorjahressieger Patrik „Pat“ Zajelsnik die Nase vorn. Und das mit einer Leistung, die es so bisher bei der zur Deutschen und Luxemburger Bergmeisterschaft zählenden Veranstaltung noch nicht gegeben hat.

Bereits im ersten Wertungslauf hämmerte der Deutsch-Slowene aus dem Schwarzwald eine 58,73 in den Asphalt. Neuer Streckenrekord und die erste Zeit unter 59 Sekunden, die jemals am Wolsfelder Berg gefahren worden war. Nachdem der Vorjahressieger auch im zweiten Lauf einen 58er mit einem Novo Proto hinzauberte, stand so gut wie fest, dass der Sieger des Vorjahres auch der Triumphator dieses Jahres sein würde. „Dass mir das trotz alter Reifen gelingen wurde, hätte ich nicht gedacht“, war der 41jährige nachher von sich selbst überrascht. Schnellster Fahrer aus der Region war Patrick Orth aus Bergweiler im Porsche 997 Cup 3.

Der veranstaltende Eifelmotorsportclub (EMSC) Bitburg hatte gemeinsam mit vielen Freiwilligen aus der Südeifelgemeinde wieder eine Veranstaltung „aus dem Hut gezaubert“, die aller Ehren wert war. Fast 180 Starterinnen und Starter aus mehreren Nationen zollten den Gastgebern nach zwei Tagen mit je drei Trainings- und Wertungsläufen ihren Respekt. Das gesamte Dorf hatte sich wieder in ein mobiles Fahrerlager verwandelt, in dem jeder Einwohner, jede Einwohnerin, so gut es eben ging, Platz vor und am eigenen Haus und Hof zur Verfügung gestellt hatte um sich so als perfekter Gastgeber zu erweisen.

„Ich komme immer wieder gerne hierher, die familiäre Atmosphäre hier ist einzigartig“, war auch  Zajelsnik voll des Lobes. Der Deutsch- Slowene, der gemeinsam mit dem Elzacher Alexander Hin bisher den „Mickymaus-Kurs“ mit seinen vielen engen Spitzkehren bis dato als Einziger unter einer Minute absolviert hatte, hatte bereits am Sonntag mit der Trainingsbestzeit gezeigt, dass er gewillt war, seinen Vorjahrestriumph an gleicher Stätte zu wiederholen.

Doch der Bergrennsport, nicht nur in Wolsfeld, lebt in erster Linie von den vielen Herzblut-Amateuren in den kleinen Klassen und nicht nur von den Formel-Fahrzeugen mit über drei Litern Hubraum und ein paar Hundert PS, die am Ende den Sieg unter sich ausmachen. Motorsport ist letztendlich keine Frage des Alters, sondern der Leidenschaft. Zwei Fahrer standen am Wochenende stellvertretend für viele andere für diese These. Der aus der Nürburgring Langstreckenmeisterschaft Rundstreckenerfahrene Alex Schneider (25) aus Bleckhausen bei Manderscheid, absolvierte in seinem NSU TT, mit dem er schon erfolgreich im „Kampf der Zwerge“ unterwegs war, in Wolsfeld sein allererstes Bergrennen.

Dachdeckermeister Franz Hasenstab aus Wittlich, Jahrgang 1950, ist dreimal so alt wie der Bundeswehr-Pilot aus der Vulkaneifel und war am Wochenende in seinem blau-weißen Peugeot 206 mit der gleichen Begeisterung und toller Performance wie der 50 Jahre jüngere Schneider, der sein Enkel sein könnte, auf der Ideallinie unterwegs. Alter schützt eben vor Leistung nicht, wenn man es kann. Seine Rennfahrer-Gene hat der 75jährige erfolgreich an Tochter Nadja weitergegeben.

Ein Erlebnis besonderer Art durfte der frühere Rennleiter und Hobby-Radrennfahrer Günter Hoor aus Bitburg in seinem Porsche am Sonntag erleben. „Ich war in meinem Trainingslauf prima unterwegs, als plötzlich ein aufgeschrecktes Eichhörnchen meinen Weg kreuzte. Ich riss das Steuer gerade noch Zentimeter vor dem Zusammenprall herum. Das Manöver machte mir zwar meine Zeit kaputt, aber das arme Eichhörnchen hatte keinen Kratzer abbekommen und verschwand zwar fürchterlich erschrocken, aber unverletzt zwischen den Bäumen.“

Einer der Publikumslieblinge war auch in diesem Jahr wieder der Luxemburger Meister Tommy Rollinger in seinem Osella FA 30. Überhaupt waren die Motorsportfreunde aus dem „Ländchen“, wo der Bergrennsport mangels geeigneter Rundstrecke ein hohes Ansehen genießt, wieder sehr zahlreich vertreten. Sie revanchierten sich damit für den Besuch der heimischen Fahrer im luxemburgischen Eschdorf. Ein Rennen, das drüben Kultcharakter hat.

Das Wolsfelder Bergrennen hat zum wiederholten Male nicht nur bewiesen, dass der Bergrennsport in der Region in vielen Motorsportvereinen mit sehr guter Jugendarbeit tief verwurzelt ist. Er demonstriert auch unter seinem Präsidenten Björn Hoffmann, der das Amt vor zwei Jahren von Christoph Schackmann übernommen hat, seit Jahrzehnten erfolgreich was dabei herauskommen kann, wenn Frauen und Männer aus der Region zusammen an einem gemeinsamen Ziel arbeiten, das jedes Jahr Anziehungspunkt für Rennfahrer aus etlichen  Ländern und für ein paar Tausend begeisterte Zuschauer aus nah und fern ist.

Von Jürgen C. Braun
Fotos: Henri Schwirtz