Rüdiger Kleinschmidt, der erfahrene DMSB-Techniker und FiA-Mann
LANGENSELBOLD (rsh) „175 Teilnehmer haben die technische Abnahme absolviert“, hieß es am Freitagabend vor dem Rennen, „die drei fehlenden sollen dazu noch am Samstagmorgen zwischen 7:00 und 7:30 Uhr Gelegenheit bekommen.“
Dieser Routinevermerk im Sitzungsprotokoll der Sportkommissare zeigt, was die „Techniker“ beim Bergrennen leisten, bevor auch nur das erste Auto die Startlinie verlässt. Die „Techniker“, das sind die Technischen Kommissare, kurz „TK“ genannt. Bei der technischen Abnahme – an einem speziellen Ort oder an den Stellplätzen der Autos im Fahrerlager – sorgen sie dafür, dass nur solche Fahrzeuge zum Training und zum Rennen zugelassen werden, die das Reglement erfüllen.
„Das größte Augenmerk liegt dabei auf der Sicherheit“, sagt Rüdiger Kleinschmidt, seit 2021 Technischer Delegierter des internationalen Automobilsportverbands FIA und zuständig für die Abnahme der Fahrzeuge, die im FIA Int. Hill Climb Cup fahren. Gelegentlich ist er auch bei der FIA-Berg-Europameisterschaft im Einsatz, und als nationaler TK ist er seit über 20 Jahren in der deutschen Bergmeisterschaft und dem KW Berg-Cup aktiv. „Beim Auto prüfen wir z.B. den Sitz, die Überrollvorrichtung oder den Sicherheitstank. Unsere Datenbank erleichtert uns die Arbeit.“ Zudem muss der Fahrer seine persönliche Sicherheitsausrüstung vorweisen. Helm, Rennanzug, Schuhe, Handschuhe, das HANS-Gurtsystem und sogar die feuerfeste Unterwäsche müssen die aktuelle Norm erfüllen.
Ist etwas nicht in Ordnung, kann der Fahrer die Möglichkeit zur Nachbesserung bekommen. Vielleicht kann er einen kleinen Mangel am Auto bis zum Samstagmorgen noch beheben oder bei einem anderen Team in der bekannt hilfsbereiten Bergrennfamilie beispielsweise einen regelkonformen Feuerlöscher auftreiben.
Aber die Arbeit der „Techniker“ fängt schon lange vorher an: Oft beraten sie die Fahrer bereits vor der Veranstaltung. Welche FIA-Normen muss ein ausländischer Fahrer erfüllen? Für welche Gruppe muss er seine Nennung abgeben? Anhand von Fotos und technischen Unterlagen verweisen die TK auf die entsprechenden Reglements. Auf diese Vorbereitung verwenden Kleinschmidt und sein Kollege Christian Schleicher, Obmann der Technischen Kommissare in Osnabrück, viel Zeit. Aber es lohnt sich: „Man möchte ja niemanden nach Hause schicken müssen.“
Die Einstufung der Fahrzeuge in Gruppen ist durch die Einführung des Performance-Faktors für die Tourenwagen erleichtert worden. Kleinschmidt hat aber Verständnis dafür, dass diese Neuerung für die Fahrer eine Umstellung ist: „Das Berechnungssystem wird weiterhin optimiert. Wir suchen z.B. noch nach der besten Lösung für die Erfassung der Trocken- bzw. Nasssumpfschmierung des Motors. Natürlich wollen die Fahrer möglichst früh vor der Saison wissen, wie sie ihr Fahrzeug eventuell umbauen können, um es für ihre Pf-Gruppe optimal einzustellen.“
Am Rennwochenende ist die Arbeit der TK mit der anfänglichen Abnahme nicht abgeschlossen. „Nach einem Unfall sehen wir meist schon an der Unfallstelle, ob das Auto noch fahrtüchtig ist“, erklärt Kleinschmidt. Außerdem sind während bzw. nach der Veranstaltung Stichprobenkontrollen vorgeschrieben. „Und schließlich kommen wir ins Spiel, falls ein Teilnehmer Protest einlegt, weil er vermutet, dass ein Konkurrent sich – z.B. mit zu großen Bremsscheiben oder zu großem Hubraum – einen unlauteren Vorteil verschafft hat. Dann sorgen wir für die entsprechenden Begutachtungen und Messungen, damit die Sportkommissare entscheiden können, ob der Protest berechtigt ist und der Konkurrent disqualifiziert wird.“
Kein Wunder, dass ein TK einen technischen Beruf haben muss. Kleinschmidt hat ursprünglich eine Ausbildung zum Betriebsschlosser gemacht und im Anschluss die Weiterbildung zum Maschinenbautechniker absolviert. Nach seiner Zeit als erfolgreicher Rallye-Fahrer ist er den üblichen Weg gegangen, um die nationale und später die internationale TK-Lizenz zu erwerben: „Zuerst ist man bei ganz verschiedenen Veranstaltungen als TK-Anwärter dabei und lernt von erfahrenen Kollegen. Verbände wie der AvD oder der ADAC bieten Lehrgänge an. Nach einem weiteren Lehrgang beim Deutschen Motor Sport Bund legt man dann die TK-Prüfung ab. Dabei geht es sowohl um Reglementskenntnis als auch um die Technik. Wenn ich z.B. einen geöffneten Motor vor mir habe, muss ich den Hubraum berechnen können.“
Beruflich arbeitet Kleinschmidt heute in der Nähe von Frankfurt als Softwarespezialist in einer ganz anderen Branche. Umso mehr freut er sich, dass er seiner Leidenschaft für den Motorsport weiterhin frönen kann – übrigens stets begleitet von seiner Frau, die seine Begeisterung teilt.
Die „Techniker“ sind zufrieden, wenn sie den Sportkommissaren bei ihrer abschließenden Sitzung am Ende des Rennwochenendes ins Protokoll diktieren können: „Bei den Schlusskontrollen war alles in Ordnung.“ Rüdiger Kleinschmidt fasst es treffend zusammen: „Wir wollen Motorsport mit unseren Kontrollen nicht verhindern. Wir wollen ihn ermöglichen.“
Text: Ruth Scheithauer
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