Bergrennen in Deutschland

25 Jahre am Uphöfer Berg: Hugo Diederich von der DMSB-Staffel

BORGLOH (rsh) Ihr SUV steht bei Kilometer 1,2 im Seitenweg, jederzeit startklar. Passiert etwas im Training oder im Rennen, sind die geschulten Kräfte von der DMSB-Staffel in kürzester Zeit an Ort und Stelle. Die Sicherheit auf der Strecke ist ihr Mandat. Sie bergen Unfallfahrzeuge, übernehmen bei Bedarf die Erstversorgung der Fahrer und begleiten außerdem nach jedem Lauf die Rückführung.

Die vier ehrenamtlichen Rettungs- und Bergungsexperten vom Deutschen Motor Sport Bund freuen sich jedes Jahr wieder auf den Uphöfener Berg. Normalerweise sind sie auf der Rundstrecke im Einsatz, meist am Nürburgring. „Aber das Highlight des Jahres ist für uns das Osnabrücker Bergrennen“, sagt Staffelmitglied Martin Burchert. Ursprünglich aus Bünde in Westfalen, war er schon als Kind zum Zuschauen hier. Mit der DMSB-Staffel kommt er seit rund 10 Jahren her, und er schätzt die familiäre Atmosphäre: „Im Laufe der Jahre sind richtige Freundschaften entstanden, besonders zur Borgloher Feuerwehr. Am Rennwochenende werden wir zum Grillen eingeladen, die Borgloher besuchen uns am Nürburgring, und wir treffen uns sogar auf dem Weihnachtsmarkt.“

Festes Mitglied des Teams ist auch der 72-jährige Hugo Diederich. Und der feiert dieses Jahr ein besonderes Jubiläum: Seit 25 Jahren kommt er schon mit der DMSB-Staffel nach Borgloh. Inzwischen ist er sogar Mitglied im MSC Osnabrück geworden. „Hugo ist unser Bindeglied zum MSC“, sagt Martin Burchert, „er kümmert sich um alles.“

Diederich wohnt nur zwei Kilometer vom Nürburgring entfernt. „Da ist man automatisch motorsportverseucht“, sagt er schmunzelnd. Den Traum, selbst Rennfahrer zu werden, konnte er sich nicht erfüllen, aber in der DMSB-Staffel ist er seit nunmehr 33 Jahren ganz nah am Geschehen – sozusagen auf der anderen Seite der Leitplanke. Ein guter Ausgleich sicher auch zu seiner früheren Berufstätigkeit im Katasteramt.

Die übliche Arbeit der DMSB-Staffel auf der Rundstrecke ist sehr anspruchsvoll. „Bergrennen, das geht ja noch“, sagt Hugo Diederich dagegen. Schließlich wird am Berg, anders als auf der Rundstrecke, das Rennen bei einem Unfall sofort gestoppt und es darf kein Teilnehmer mehr auf der Strecke sein. Die Herausforderungen sind dafür andere: „Hier gibt es kein Kiesbett wie auf der Rundstrecke“, sagt Martin Burchert. „Beim Bergrennen müssen wir offene Formelfahrzeuge aus Maisfeldern bergen. Oder aus Gehölzen. Da ist manchmal Improvisation gefragt, und wir suchen als Team die beste Lösung. Natürlich immer in Absprache mit der Rennleitung und den anderen Einsatzkräften. Wir leiden oft mit den Fahrern mit, weil wir wissen, wie viel Herzblut gerade die Bergrennfahrer in den Aufbau ihrer Autos investieren.“

Ihr eigener SUV, das sogenannte FIU-Fahrzeug („Fast Intervention Unit“), hat Allradantrieb. So können sie auch Fahrzeuge freischleppen, die nicht auf festem Untergrund stehen. Das Automatikgetriebe hilft ihnen dabei. An Bord haben sie außerdem ein akkubetriebenes hydraulisches Schere-Spreizer-Kombigerät, mit dem sie eingeklemmte Fahrer befreien können, sowie eine größere Löschanlage und Handfeuerlöscher. Denn die DMSB-Staffel ist meist schneller vor Ort als das große Löschfahrzeug der Feuerwehr. „Entstehungsbrände können wir fast immer selbst löschen“, erklärt Martin Burchert. In jährlichen Schulungen halten sie sich in den verschiedenen Spezialgebieten, die sie in ihren Einsätzen abdecken, auf dem Laufenden.

Nachwuchs ist natürlich immer willkommen. Deutschlandweit hat die DMSB-Staffel rund 130 Mitglieder. Sie haben ihre Basis am Nürburgring oder am Hockenheimring, oder sie betreuen den Lausitzring, den Sachsenring und die Motorsport Arena Oschersleben. Wer Interesse hat, findet Informationen, Kontaktmöglichkeiten und Videos (übrigens auch vom Osnabrücker Bergrennen) auf der DMSB-Website unter www.dmsb.de/staffel oder schreibt an staffel@dmsb.de.

Hugo Diederich will sich jedenfalls noch lange nicht vom Motorsport verabschieden. Wenn seine Zeit bei der DMSB-Staffel irgendwann vorbei ist, möchte er – solange die Gesundheit mitspielt – dem Osnabrücker Bergrennen dennoch treu bleiben. Als Helfer, dann vielleicht im Stauraum am Ziel.

Seine Freunde in Borgloh und der MSC Osnabrück werden ihn herzlich willkommen heißen!

von Ruth Scheithauer

(c) Uwe Gerken