Bergrennen in Deutschland

Südafrika und Bergrennen mit "German Zeelie Fans"

OSNABRÜCK (rsh) „What lovely guys!“, schrieb Retha Zeelie, als die sieben jungen Motorsportfans aus dem Osnabrücker Land wieder auf dem Heimweg waren. Sie und ihr Mann Pieter, der südafrikanische Toyota-Pilot, der beim Int. Osnabrücker Bergrennen 2022 sein Europa-Debüt gegeben hatte, hatten ihre damaligen Helfer und deren Freunde als Dankeschön zum prestigeträchtigsten Bergrennen Südafrikas eingeladen.

Damit sich der 11-stündige Flug nach Kapstadt lohnte, verbanden die Freunde das Rennen mit einem zweiwöchigen Urlaub. Dieser allein hätte das Fotoalbum schon gefüllt. Aber eigentlich waren Carsten, Christoph, Jonas, Leonhard, Marcel, Marco und Marius ja wegen des Simola Hill Climb in Knysna ganz im Süden des Landes hier. Die Zeelies hatten alles perfekt für sie vorbereitet: von der Tüte mit Namensschildchen, Team-T-Shirts und Reiseapotheke bis zum „Germany meets South Africa Beer Fest“ in Dirndl und Lederhosen zur Begrüßung.

Als Erstes zeigte Pieter Zeelie ihnen im SUV die Bergrennstrecke. „Viel steiler als bei uns und sehr schnell“, berichtet Marius, „und gleichzeitig eine Buckelpiste.“ Mit 1,9 km ist Simola ähnlich lang wie Osnabrück, hat aber nicht 13 Kurven, sondern nur rund 8. „Manche davon werden wie Geraden gefahren“, hatte Pieter Zeelie erklärt. Außerdem ist die Strecke breiter als in Osnabrück: „Man hat mehr Platz, falls man mal etwas weiter herausfährt. Und der Grip ist in Osnabrück stärker.“

Die Veranstaltung in Knysna geht traditionell über drei Tage. Am Freitag sind die historischen Fahrzeuge an der Reihe, am Samstag und Sonntag die modernen. Die Starterliste ist etwas kürzer als am Uphöfener Berg; dafür kann jedes Fahrzeug mehr Läufe absolvieren. Die modernen Fahrzeuge sind aufgeteilt in drei Gruppen, die etwas anders heißen als in Europa, aber grob vergleichbar sind. Die jeweils 10 schnellsten Fahrzeuge fahren im Gruppenfinale, dem sogenannten Shootout, die King-of-the-Hill-Trophäen aus.

„Das Reglement durchschaut man nicht auf Anhieb“, sagt Marius, „es waren aber praktisch auch Straßenautos dabei. Etwa ein ganz normaler Ford Ranger Raptor, so ein großer Pickup.“ Am meisten beeindruckt hat ihn ein IndyCar-stämmiger Pillbeam MP58 Infinity V8. „Der war sehr laut und sehr schnell. Leider ist er im letzten Lauf ausgefallen.“

Pieter Zeelie, 2021 „King of the Hill“ in der Gruppe Modified Saloon Cars, hatte seinen Toyota MR2 für diese Saison weiter optimiert, musste ihn aber nach einem Schaden im Training zunächst an die Streckenverhältnisse anpassen. Am Ende gewann er seine Klasse und erreichte in der Gruppe einen sehr guten vierten Platz.

Vor ihm auf Platz 3 landete ein VW Polo R WRX Supercar, den die Deutschen vom Osnabrücker Bergrennen kannten. Am Steuer saß diesmal aber nicht Drifting-Spezialist Ronny Wechselberger, sondern kein Geringerer als Rallye-Weltstar Petter Solberg. „Der hat auf diesem Auto sofort funktioniert. Er war schon in den ersten Läufen extrem schnell.“ Ganz zufrieden war der Rallyespezialist aber nicht, wie Marius im Gespräch mit ihm erfuhr: „Er meinte, mit etwas mehr Leistung wäre da noch mehr gegangen. Das Auto kommt in 1,9 Sekunden von 0 auf 100, aber bei der Steigung geht ihm oben die Puste aus.“ Beim Osnabrücker Bergrennen am Uphöfener Berg wäre das womöglich anders: „Ein Kumpel von Petter Solberg war vor ein paar Jahren als Zuschauer bei uns. Ich habe ihm gesagt, er soll den mal nach unserem Bergrennen fragen. Vielleicht sehen wir uns dort mal wieder.“

Umgekehrt wäre die Veranstaltung auf der Südhalbkugel sicher spannend für die europäischen Bergpiloten – ebenso wie die Zeelies 2022 erst einmal die Gepflogenheiten am Uphöfener Berg kennen lernen mussten. „Das Fahrerlager in Simola war wie eine Zeltstraße“, sagt Marius. „Eine zusammenhängende Fläche, auf der praktisch mit Zelten Boxen nachgebaut wurden. In jedem Zelt standen vier Fahrzeuge, und der Ablauf war straff organisiert: Die Fahrer wurden herausgewinkt, wenn sie an der Reihe waren, und wer nicht sofort reagierte, war raus.“  

Mit den entsprechenden Tickets konnte das Publikum das Fahrerlager auch hier aus nächster Nähe bestaunen. Überhaupt war bestens für die rund 17.500 Zuschauer gesorgt: „Das VIP-Zelt war kleiner als bei uns. Aber es gab viele und sehr gute Essensstände, eine Tribüne und weitere Sitzgelegenheiten. Die Stimmung war toll.“

Für die „lovely guys“ aus dem Osnabrücker Land soll dies nicht der letzte Bergrennen-Urlaub gewesen sein: „Ich will ja immer einmal zum Trento – Bondone“, sagt Marius Hassheider. „Oder zum Goodwood Festival of Speed. Oder zum Pikes Peak. Wir haben noch ein paar Sachen auf der Agenda.“

von Ruth Scheithauer