Bergrennen in Deutschland

Vom Winde verweht - Große Emotionen am Hauenstein

HAUSEN (Hartmut Hess) Mit dem Schweizer Robin Faustini geht in Hausen ein neuer Fixstern des Bergrennsports auf. „Die Rhön hat wieder mal viele Wetterseiten gezeigt“, befand Hausens Bürgermeister Fridolin Link bei der Siegerehrung des 52. Hauenstein-Bergrennens. Tatsächlich hatte es an beiden Renntagen reichlich Regenschauer gegeben und am Sonntagmittag blies der Wind mit aller Macht und sorgte auch für Ausfälle des Stroms oder der Zeitmessnahme. In diesem Wettermix fühlten sich viele an den Filmklassiker „Vom Winde verweht“ erinnert und in diesen Unbillen des Wetters ging ein neuer Fixstern des Automobil-Bergrennsports auf.

Denn der Schweizer Robin Faustini fuhr erstmals in der Rhön und ließ den als hohen Favoriten geltenden Patrik Zajelsnik keine Chance. Der Deutsch-Slowene konterte im zweiten Rennlauf und blieb unter seiner alten Rekord-Bestmarke, doch der Eidgenosse lieferte schon im ersten Rennlauf eine Machtdemonstration ab und mit zweimaliger Bestzeit drückte er den Streckenrekord auf 1:35,90 Minuten. „Ich wusste, was das Auto kann und ich kann auch etwas“, skizzierte der 25-Jährige seine bravourösen Auftritte. Der Rekord-Gesamtsieger der Neuzeit am Hausenstein, der Sennfelder Uwe Lang, hatte dem Mann aus Suhr im Aargau den Weg geebnet. „Mein Osella FA30 verbringt das Winterhalbjahr bei den Langs“, verriet Faustini über die fruchtbare Zusammenarbeit. Er hatte am Hauenstein so viel Spaß gehabt, dass er jetzt sogar überlegt, kommendes Jahr die komplette Deutsche Bergrennmeisterschaft zu fahren.

Auf Gesamtrang elf konnte der Schweinfurter Georg Lang seine eigenen Erwartungen nicht erfüllen. Auch wegen der leistungsmäßigen Überlegenheit musste sich der 32-Jährige im Tatuus FR Evo mit Rang fünf in seiner Klasse begnügen. Trotzdem bekam er zwei Pokale für seine Erfolge im Vorjahr. Denn er hatte sich die zweithöchste Auszeichnung im nationalen Bergrennsport, den DMSB-Bergcup für Rennsportfahrzeuge, im vergangenen Jahr geholt und er hatte – wie auch sein Vater Uwe Lang – nach fünfte Plätze in der DM belegt, wofür sie jetzt nachträglich ihre Pokale erhielten

Mehrere Tausend Zuschauer waren trotz des miesen Wetters begeistert vom Motorsport zum Anfassen. Die Rennsportfans wie in der Ärzte-Gruft oder auf der Kolbenquäler-Tribüne durften sich doch die Piloten mit bis zu über 700 PS aus kurzer Entfernung verfolgen, die Piloten des international besetzen Starterfeldes mit 175 Teilnehmenden verschenkten gerne Autogramme und posierten für Bild und die Fans durften den Mechanikern beim Schrauben zusehen. Viele neue Rennen und Gesichter waren zu erspähen, dass das Hauensteintrennen heuer erstmals in den Rennkalender der luxemburgischen Meisterschaft aufgenommen war. Das untermauerte Canio Marchione, der im Osella PA 2000.

Der Geruch von Benzin und Gummi bezeugte die Authentizität des Motorsport-Events im kleinen Hochrhöndorf  Hausen. Obwohl er aus Hausen kommt und schon mehrere Jahre am Berg fährt, durfte Simon Markert erst jetzt seine Premiere an seinem Hausberg erleben, was bislang seiner Schwester vorbehalten war. Im Schneider-Polo lieferte er ordentliche Vorstellungen ab. Am erfolgreichsten aus lokaler Sicht jagte Alexander Reder ab, der Oberelsbacher holte sich in seinem BMW E36 den Klassensieg in der PF-Klasse fünf. Die Fahrer des veranstaltenden MSC Rhön, Jürgen Fechter (6.) und Ralf Fladung (9.)schafften in dieser Klasse ebenfalls einstellige Platzierungen. Nach fünfjähriger Abstinenz am Berg vermochte Jürgen Schuster vom AMC Kitzingen als Vierter der Klasse 5/3 in seinem Mazda RX7 zu überzeugen, dicht gefolgt vom Eichenbühler Nils Abb und mit etwas Abstand seinem Erftaler Clubkollegen Simon Markert. Zweitschnellester Pilot unter den für unterfränkische Clubs gemeldeten Fahrer war Dominik Schlott vom MSC Erftal als Klassensieger in den Formel 3-Boliden. MSC-Rhön-Vorsitzender Jochen Seyd und Rennleiter Bernd Seyd prämierten mit Pokalen für die Gleichmäßigkeitsprüfungen auch die hiesigen Fahrer Michael Markert, Mario Markert (beide Hausen), Hannes Menninger (Bad Neustadt), Uwe Rindt (AMSC Hammelburg), Andy Schuler (Stockheim) und Steffen Hofmann (AC Schweinfurt). Es gab an beiden Tagen Unfälle und Einschläge und in der Folge auch Unterbrechungen. Dabei mussten die bereitstehenden Notärzte nicht eingreifen, dafür hatten die starken Männer des Leitplanken-Reparaturtrupps umso mehr Arbeit.

„Ich finde, wir haben tollen Motorsport gesehen“, resümierte Jochen Seyd und erntete Applaus. Bürgermeister Fridolin Link betonte die lobenswerte Gastfreundlichkeit der Bürgerinnen und Bürger in Hausen. Vizelandrätin Eva Böhm bescheinigte dem Hauensteinrennen dem sportlichen Highlight in der Grabfeld-Region eine überregionale Strahlkraft.

Text: Harmut Hess