Zu 85 % CO2-neutral: Erobern synthetische Kraftstoffe den Berg?
OBERDIESBACH (rsh) „Marcel Steiner hat bewiesen, dass sein hochgezüchtetes Triebwerk auch mit Syn-Fuel funktioniert“, kommentierte ein Schweizer Sportkommissar beeindruckt auf Facebook. Gerade hatte Steiner mit seinem LobArt/Helftec-Honda beim Hemberg-Bergrennen im Juni den Gesamtsieg geholt und sogar einen neuen Streckenrekord aufgestellt. Ein schlagkräftigeres Argument für den synthetisch hergestellten Treibstoff, den er bei diesem Rennen zum ersten Mal eingesetzt hatte, hätte sich der Schweizer Top-Pilot kaum wünschen können.
Erst kurz vor dem Rennen hatte Steiner sich dafür entschieden, den Versuch mit dem umweltfreundlicheren, zu 85 % CO2-neutralen Kraftstoff zu wagen. Zuvor waren schon einige andere Schweizer Bergpiloten umgestiegen. Der neuartige Kraftstoff habe einen aggressiveren Geruch, erklärte Steiner im Interview mit Auto Sport Schweiz, und es seien wohl häufigere Ölwechsel nötig. Es habe aber keiner größeren Umstellung des Motors bedurft, und im Rennen habe er bisher keinen Unterschied gespürt.
Dennoch überwacht Steiner seinen 1760-ccm-Turbomotor sorgfältig, um sicherzugehen, dass er Syn-Fuel tatsächlich verträgt und keinen Schaden nimmt. Am Hemberg wurden die Motordaten schon während der Veranstaltung genau kontrolliert, und die Analyse einer Ölprobe nach weiteren Einsätzen hat Steiner fest eingeplant.
Nach dem großen Erfolg beim ersten Rennen mit dem neuen Kraftstoff – dem ersten Gesamtsieg eines Schweizer Piloten mit Syn-Fuel überhaupt – zeigte er sich sehr zuversichtlich und äußerte die Hoffnung, dass weitere Teams seinem Beispiel folgen. „Der Kraftstoff ist eigentlich für alle zu empfehlen. Der Nachteil ist bisher noch der Preis; er ist etwa viermal so hoch wie beim normalen Kraftstoff.“ Mit zunehmender Verbreitung dürfte sich dies womöglich ändern.
Auch beim Int. Osnabrücker Bergrennen am 5./6. August konnte Marcel Steiner sich auf den neuen Kraftstoff verlassen, holte er doch erstmals seit 2012 wieder den Gesamtsieg! Noch immer zeigt er sich beeindruckt, wie problemlos die Umstellung auf Syn-Fuels vonstatten ging: „Einfüllen und fahren! Wir haben auf dem Leistungsprüfstand beide Kraftstoffe gegeneinander fahren lassen, und erstaunlicherweise konnten wir mit dem gleichen Mapping weiterfahren.“ Er ist überzeugt, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben: „Wir werden sicher die Welt nicht retten können, aber wir können zum Fortschritt im Bergrennsport und im Motorsport im Allgemeinen beitragen.“
von Ruth Scheithauer
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